Abendmahl

Wir haben hier Abendmahlsgebete ausserhalb der Liturgiesammlung zusammengefasst.

Einleitung zur Agape

Alles mit allen zu teilen,
hat er sein Leben brechen lassen – Tag für Tag,
und so hat er Brot gebrochen an jenem späten Abend
vor langer Zeit, ein Zeichen der Liebe
und ein Wort der Treue, das immer bei uns bleibt
und das wir nicht vergessen können.

So brechen wir sein Brot auch weiter,
auf dass wachsen möge Liebe zueinander,
Hoffnung auf das Bessere,
das in Menschen wohnen kann,
Glaube, dass die Zukunft mehr Möglichkeiten bereithält
dort, wo wir zusammen bauen lernen
an einer Welt von Recht und Frieden,
wo ein Geist der Güte wächst:
Auf dass jeder bei jedem zu Haus sein möge.
Niemand soll sich ausgeschlossen fühlen.

Gehalten:
«Geht! Zeigt euch!» – Offene queere Feier zum Coming-out-Day
Agapefeier in ökumenischer Offenheit
Arbeitskreis Regenbogenpastoral Bistum Basel – Pastoralraum Biel-Pieterlen
Kirche Bruder Klaus Biel/Bienne – Sonntag, 9. Oktober 2022.


Die Segnung des Brotes

1. Stimme
Im Anfang war Gott,
Im Anfang die Quelle von allem, was ist,
Im Anfang die Sehnsucht: Gott.
Gott – die Stöhnende,
Gott – die in Wehen liegende,
Gott – die Gebährende,
Gott . die Jubelnde,
Gott, voller Liebe für ihr Geschöpf,
sprach: Es ist gut!

2. Stimme
Dann hielt Gott zärtlich die Erde im Arm,
wissend, dass alles Gute geteilt sein will.
Gott sehnte sich nach Verbundenheit.
Gott wollte die gute Erde teilen mit anderen,
und die Menschheit ward geboren aus Gottes Verlangen.
Wir wurden ins Leben gerufen, die Erde zu teilen.
In der Erde war Samen,
im Samen war Korn,
im Korn war Ernte,
in der Ernte war Brot,
im Brot war Kraft.

3. Stimme
Und Gott sprach:»Alle sollen von der Ernte essen.
Alle sollen vom Samen essen,
alle sollen vom Korn essen,
alle sollen vom Brot essen,
alle sollen von der Kraft leben.»
Gott sprach: «Ihr seid mein Volk.
Meine Freundinnen, meine Freunde,
meine Geliebten,
meine Schwestern, meine Brüder.
Ihr sollt alle essen vom Brot
und von seiner Kraft leben.
Alle sollen essen und leben.»

4. Stimme
Und dann nahm Gott all ihren Mut in Liebe zusammen und sagte:
«Es werde Brot!»
Und Gottes Schwestern, ihre Freundinnen und Freunde
knieten sich auf die Erde hin,
pflanzten den Samen, beteten um Regen,
sangen Lieder auf das Korn,
brachten die Ernte ein,
droschen das Korn mahlten das Mehl,
kneteten den Teig, machten das Feuer an,
und die Luft füllte sich mit dem Duft frischen Brotes.
Und es ward Brot!
Und es war gut.

5. Stimme
Wir, Gottes Schwestern und Brüder, sagen heute:
Alle sollen vom Brot essen
und von der Kraft leben.
Wir sagen heute:
Alle sollen Kraft haben und Brot.
Heute sagen wir:
Es soll Brot geben und Kraft!
Wir wollen vom Brot essen
und aus der Kraft leben.

Carter Heyward, New York 1984


Wir brechen das Brot

Anlehnend an die Liturgie der ersten europäischen City-Kirche, St. James’s in London brechen wir nun dieses Brot in Verbindung mit allen Menschen.

Dieses Brot ist gebrochen zur Ehre all derer, die Gott lieben – für unsere Schwestern und Brüder, die den Gott der Hindus verehren und dem Weg Buddhas folgen, für unsere Schwestern und Brüder im Islam und für das jüdische Volk, aus dem wir erwachsen sind. Wir beten, dass wir eines Tages in Frieden und gegenseitigem Respekt zusammenleben können.

Dieses Brot ist gebrochen zur Ehre aller Lesben und Schwulen, ( auch denjenigen, ) denen es nicht möglich ist in einer Kirche zu sein und das Brot der Gemeinschaft zu teilen. Wir verbinden uns mit ihren vergewaltigten und enttäuschten Gefühlen. Wir beten, dass die Lebenserfahrungen von Lesben und Schwulen sichtbar gemacht werden, auch in den Kirchen, denn sie sind fruchtbringende Geschöpfe Gottes.

Dieses Brot ist gebrochen für die Zerbrochenen und Enteigneten und für alle jene, die kein Brot haben. Damit eines Tages diese Erde ein Zuhause ist für alle Menschen, ein Zimmer in der Herberge für alle.

Dieses Brot ist gebrochen zur Ehre der grünen, blauen Erde und aller Elemente, Wasser, Feuer und Luft, die sie umgeben und erhalten. Mutter Erde, verachtet, geplündert und vergewaltigt durch unsere Gier, aber immer noch lebendig und grün. Wir beten, dass die Wunden eines Tages nicht mehr sein werden.

Dieses Brot ist gebrochen zur Ehre der Gebrochenheit von uns allen:
Das Kind in uns, gebrochen durch Gewalt und Kälte
Der Erwachsene in uns, gebrochen durch Einsamkeit und Versagen
unsere Gesundheit, gebrochen durch Krankheit oder Verlust
Allen hier sei Ehre und Segen,
Wärme und Fülle des Lebens

Amen